(Die Hochbegabung) Chrüütertee - mit einem gurgelnden 'r' gesprochen, das den Gaumen fast hinunterfällt und im Anschluss ein gemächlich langgezogenes 'ü'. Dreimal wiederholen bitte.
Ich habe gerade mein erstes offizielles schwyzerdüütsches Wort gelernt. Oben auf einem Graubündner Berg, es ist der letzte Tag des Jahres 2009. Sechs paar offene, fröhliche Augen haben sich auf mich gerichtet und ermutigen mich, auch gleich noch die Neujahrswünsche in verschiedenen Dialekten zu erlernen. Damit öffnet sich ein neues, auditives Fenster im Bilderbuchland Schweiz für mich.
Apropos Sprachen. Wieviele Sprachen sprechen Sie denn so? Ich meine, so im Alltag und ohne kräftezehrendes Schalterumlegen im Hirn? Ich staune nahezu täglich über das Sprachenpottpourri, das mir hier in Zürich entgegenweht und mich mitunter einnebelt. Zum Beispiel die Mütter im Tram, die im Galoppschritt mit ihren Kleinen in drei Sprachen jonglieren. Woher kommt das? Färbt die allgemeine Trilogie aus Deutsch, Französisch und Italienisch ab (das Rhätoromanische kehre ich an dieser Stelle mal unter den Tisch), die mich permanent von Produktverpackungen anschaut? Wieviel Muttersprache mag ein Schweizer wohl über den Tag sprechen, wenn statistisch jeder fünfte Konversationspartner in diesem Land ein Nicht-Schweizer ist?
Ich bin jedenfalls beeindruckt von der Sprachartistik der Eidgenossen und habe fest vor, meinen Wortschatz im Schwyzerdüütschen auszubauen. Auch wenn‘s anfangs noch seltsam tönt.
Aus der Schweiz berichtet: Saskia-Marjanna Schulz
Photo: Saskia-Marjanna Schulz