(Die Hochbegabung) Die so genannte „Fünfte Jahreszeit“ ist voll im Gange. Eine Prunksitzung jagt die andere; es wird gesungen, gelacht und geschunkelt … und so manches Maid „jebützt“… Der rheinische Karneval hat seine eigenen Gesetze. Viele stürzen sich in den Tumult; manche fliehen vor dem „verordneten“ Frohsinn…
Aber was machen eigentlich die Nachbarn? Auch anderorts wird Karneval gefeiert, und dies schon seit Jahrhunderten. Ich möchte Sie heute einmal über die belgische Grenze entführen, in den Ort, in dem ich das Licht der Welt erblickt habe: Malmedy, „lu p’tite ville à pî des Fagnes“ (die kleine Stadt zu Füßen des Hohen Venns).
Der Malmedyer Karneval wird erstmals im Jahre 1459 erwähnt. Er ist ein Straßen- karneval, der seinen Höhepunkt genau wie der Rheinische Karneval am Wochenende vor Aschermittwoch erlebt. Es beginnt aber ganz leise und heimlich bereits 4 Wochen vorher, an den jeweiligen „Fetten Donnerstagen“. Erst für die Kinder, dann für die ältere Generation, dann schon ganz wild und närrisch in der dritten Woche, um dann am letzten Donnerstag vor Karneval doch relativ gemäßigt abzulaufen; also nicht wirklich vergleichbar mit dem „Altweiberdonnerstag“ in Köln.
Offiziell geht es am Samstag Mittag los, wenn dem „Trouvlê“ das Zepter der Stadt aus der Hand des Bürgermeisters übergeben wird. Die inoffizielle Eröffnung des Karnevals – früher ein Insidertyp, inzwischen aber auch von Gastronomie entdeckt – ist die Nacht vom Freitag auf dem Samstag, wenn um 0.00 Uhr die „Marche du Trouvlê“ in einer Kneipe gespielt wird. So manch ein Zeitgenosse (der Autor übrigens auch) hat dort schon Mal Ort und Zeit vergessen!
Nach der Stadteinnahme geht es dann mit der „Grosse Police“ (der dicken Polizei) zu den 4 Stadtecken, um mit lauten Böllerschüssen der Stadtbevölkerung ebenfalls den Beginn der närrischen Hauptzeit mitzuteilen. Es folgen Umzüge der einzelnen Musikvereine der Stadt (es gibt 7 Stück bei einer Bevölkerung von knapp 6.500 in der Stadt selbst).
Der große Tag ist der Sonntag, an dem sich der Zug wie ein Bandwurm durch die enge Straße der idyllischen Stadt windet. Gleich um13.00 ist der Start, nachdem auf dem Hauptplatz die „Dance dû Mesnie“ stattgefunden hat. Der Malmedyer Karneval lebt von traditionnellen Kostümen und Masken wie die „Haguète“, der „Long-Né“, der „Longès-Brèsses“, der „Long-Ramon“, usw… die entweder alte Berufe darstellen, oder aber auch das, was sich der Bürger in den letzten Jahrhunderten unter einem Schwarzafrikaner vorgestellt hat (der „Sâvedje“). Dazu gesellen sich wieder die örtlichen Musikvereine, die jedes Jahr ein ganz bestimmtes Thema in Kostümen und entsprechender Musik darstellen. So gegen vier, halb fünf lösst sich der Zug dann in die „Bâne corante“ auf, die „laufende Bande“, so dass man bei gutem Wetter noch bis spät in die Nacht die Maskierten durch den Ort streifen sieht.
Montags ist es dann ruhig in der Stadt... zumindest augenscheinlich. Gefahr läuft der, der einige Einheimische kennt und sich in einer de vielen kleinen Kneipen verläuft… Draußen bringen die 2 Gesangsvereine der Stadt in satirischer Form die Missgeschicke mancher Bürger zu Besten.
Der große Abschluss ist dann am Dienstag, wo neben einer „Traditionshochzeits- gesellschaft“, dann die „Ardennais“ zu Hunderten durch die Stadt ziehen, um dann gegen 19.00 Uhr die „Haguète“ auf dem Marktplatz auf einem riesigen Scheiterhaufen zu verbrennen... Das offizielle Ende des Karnevals ist eingeläutet. Aber wer die Malmedyer kennt … Genau. Für die ist noch lange nicht Schluss… Meist kehrt er dann am frühen Morgen des Aschermittwochs wieder zu Hause ein, nicht selten mit reichlich Schlafmangel… Viele schaffen es demzufolge nicht mehr zum traditionellen Heringsessen am Mittwoch Abend…
Und, liebe Leserinnen und liebe Leser, etwas Lust bekommen? Dann besuchen Sie doch meine Heimatstadt am 14. Februar 2010 und haben ein bisschen Spaß. Sollten Sie kein Karnevalsfreund sein, so ist das gar nicht schlimm… ein Besuch in Malmedy und seiner Umgebung lohnt sich auch das ganze Jahr über.
http://www.malmedy.be/de/Tourisme/folklore-et-carnaval/le-carnaval/
http://www.youtube.com/results?search_query=Carnaval+de+Malmedy&search_type=&aq=f
Der Autor: André Leyens, Jahrgang 1963, ist im deutsch-französischen Belgien geboren. An der Université de Liège – Belgien – studierte er Maschinenbau und schloss dieses Studium ab mit dem Ingenieur Civil Electromécanicien, Tendance Mécanique (Dipl.-Ing). Nach sechs Jahren als Betriebsleiter liess er sich zum Money Coach ausbilden. Heute praktiziert er „Finanzen zum Anfassen“ – als Berater, Trainer und Gastdozent an der Europäische Fachhochschule (EUFH) Brühl. Leyens ist alleinerziehender Vater, spielt in seiner Freizeit Fussball und Badmington und musiziert mit Freunden. Eine weitere Leidenschaft ist das Lesen. Er ist Money-Blogger und engagiert sich für Aufklärung im Finanzwesen – so, dass jede/r es verstehen und Spass daran haben kann: http://www.fizuma.blogspot.com/ ; http://www.av-fizuma.blogspot.com/; http://www.kids-fizuma.blogspot.com/
Aber was machen eigentlich die Nachbarn? Auch anderorts wird Karneval gefeiert, und dies schon seit Jahrhunderten. Ich möchte Sie heute einmal über die belgische Grenze entführen, in den Ort, in dem ich das Licht der Welt erblickt habe: Malmedy, „lu p’tite ville à pî des Fagnes“ (die kleine Stadt zu Füßen des Hohen Venns).
Der Malmedyer Karneval wird erstmals im Jahre 1459 erwähnt. Er ist ein Straßen- karneval, der seinen Höhepunkt genau wie der Rheinische Karneval am Wochenende vor Aschermittwoch erlebt. Es beginnt aber ganz leise und heimlich bereits 4 Wochen vorher, an den jeweiligen „Fetten Donnerstagen“. Erst für die Kinder, dann für die ältere Generation, dann schon ganz wild und närrisch in der dritten Woche, um dann am letzten Donnerstag vor Karneval doch relativ gemäßigt abzulaufen; also nicht wirklich vergleichbar mit dem „Altweiberdonnerstag“ in Köln.
Offiziell geht es am Samstag Mittag los, wenn dem „Trouvlê“ das Zepter der Stadt aus der Hand des Bürgermeisters übergeben wird. Die inoffizielle Eröffnung des Karnevals – früher ein Insidertyp, inzwischen aber auch von Gastronomie entdeckt – ist die Nacht vom Freitag auf dem Samstag, wenn um 0.00 Uhr die „Marche du Trouvlê“ in einer Kneipe gespielt wird. So manch ein Zeitgenosse (der Autor übrigens auch) hat dort schon Mal Ort und Zeit vergessen!
Nach der Stadteinnahme geht es dann mit der „Grosse Police“ (der dicken Polizei) zu den 4 Stadtecken, um mit lauten Böllerschüssen der Stadtbevölkerung ebenfalls den Beginn der närrischen Hauptzeit mitzuteilen. Es folgen Umzüge der einzelnen Musikvereine der Stadt (es gibt 7 Stück bei einer Bevölkerung von knapp 6.500 in der Stadt selbst).
Der große Tag ist der Sonntag, an dem sich der Zug wie ein Bandwurm durch die enge Straße der idyllischen Stadt windet. Gleich um13.00 ist der Start, nachdem auf dem Hauptplatz die „Dance dû Mesnie“ stattgefunden hat. Der Malmedyer Karneval lebt von traditionnellen Kostümen und Masken wie die „Haguète“, der „Long-Né“, der „Longès-Brèsses“, der „Long-Ramon“, usw… die entweder alte Berufe darstellen, oder aber auch das, was sich der Bürger in den letzten Jahrhunderten unter einem Schwarzafrikaner vorgestellt hat (der „Sâvedje“). Dazu gesellen sich wieder die örtlichen Musikvereine, die jedes Jahr ein ganz bestimmtes Thema in Kostümen und entsprechender Musik darstellen. So gegen vier, halb fünf lösst sich der Zug dann in die „Bâne corante“ auf, die „laufende Bande“, so dass man bei gutem Wetter noch bis spät in die Nacht die Maskierten durch den Ort streifen sieht.
Montags ist es dann ruhig in der Stadt... zumindest augenscheinlich. Gefahr läuft der, der einige Einheimische kennt und sich in einer de vielen kleinen Kneipen verläuft… Draußen bringen die 2 Gesangsvereine der Stadt in satirischer Form die Missgeschicke mancher Bürger zu Besten.
Der große Abschluss ist dann am Dienstag, wo neben einer „Traditionshochzeits- gesellschaft“, dann die „Ardennais“ zu Hunderten durch die Stadt ziehen, um dann gegen 19.00 Uhr die „Haguète“ auf dem Marktplatz auf einem riesigen Scheiterhaufen zu verbrennen... Das offizielle Ende des Karnevals ist eingeläutet. Aber wer die Malmedyer kennt … Genau. Für die ist noch lange nicht Schluss… Meist kehrt er dann am frühen Morgen des Aschermittwochs wieder zu Hause ein, nicht selten mit reichlich Schlafmangel… Viele schaffen es demzufolge nicht mehr zum traditionellen Heringsessen am Mittwoch Abend…
Und, liebe Leserinnen und liebe Leser, etwas Lust bekommen? Dann besuchen Sie doch meine Heimatstadt am 14. Februar 2010 und haben ein bisschen Spaß. Sollten Sie kein Karnevalsfreund sein, so ist das gar nicht schlimm… ein Besuch in Malmedy und seiner Umgebung lohnt sich auch das ganze Jahr über.
http://www.malmedy.be/de/Tourisme/folklore-et-carnaval/le-carnaval/
http://www.youtube.com/results?search_query=Carnaval+de+Malmedy&search_type=&aq=f
Der Autor: André Leyens, Jahrgang 1963, ist im deutsch-französischen Belgien geboren. An der Université de Liège – Belgien – studierte er Maschinenbau und schloss dieses Studium ab mit dem Ingenieur Civil Electromécanicien, Tendance Mécanique (Dipl.-Ing). Nach sechs Jahren als Betriebsleiter liess er sich zum Money Coach ausbilden. Heute praktiziert er „Finanzen zum Anfassen“ – als Berater, Trainer und Gastdozent an der Europäische Fachhochschule (EUFH) Brühl. Leyens ist alleinerziehender Vater, spielt in seiner Freizeit Fussball und Badmington und musiziert mit Freunden. Eine weitere Leidenschaft ist das Lesen. Er ist Money-Blogger und engagiert sich für Aufklärung im Finanzwesen – so, dass jede/r es verstehen und Spass daran haben kann: http://www.fizuma.blogspot.com/ ; http://www.av-fizuma.blogspot.com/; http://www.kids-fizuma.blogspot.com/