Studie „Online Hate does not stay online“: Hasskommentare im Netz senken Hilfsbereitschaft in der realen Welt
HHU |
Wie wirken Hasskommentare im Netz? Bleiben sie in der Online-Welt oder beeinflussen sie das Verhalten von Lesern im realen Leben? Jun.-Prof. Dr. Marc Ziegele legt zu dieser Frage nun eine Untersuchung vor, die in der Fachzeitschrift „Computers in Human Behavior“ veröffentlicht wurde. Die Studie belegt, dass das Lesen von Hasskommentaren im Netz die Hilfsbereitschaft von Menschen im Alltag verringern kann: „Menschen, die hasserfüllte Kommentare gegen Geflüchtete lesen, spendeten anschließend weniger Geld für Hilfsorganisationen,“ so Ziegele, der die Studie gemeinsam mit einem Forscherteam der Universität Mainz entworfen und durchgeführt hat.
Rund 300 Teilnehmer, die über ein professionelles Online-Panel rekrutiert wurden, nahmen an dem Experiment teil. Sie lasen am Monitor zunächst zwei Nachrichtenartikel über die sogenannte „Flüchtlingskrise“. Unter den Texten standen verschiedene Kommentare, in denen sich Nutzer über Geflüchtete äußerten. Ein Drittel der Teilnehmer sah neutrale Kommentare, ein weiteres Drittel las einseitig kritische Kommentare, die jedoch nicht in einem beleidigenden Ton verfasst waren. Die dritte Gruppe las Hasskommentare, die Geflüchtete herabwürdigten und verunglimpften. Im Anschluss erhob das Forscherteam die bewussten und unbewussten Einstellungen der Teilnehmer gegenüber Geflüchteten mittels verschiedener psychologischer Tests. Abschließend konnten die Probanden ihre Aufwandsentschädigung von 5 Euro ganz oder in Teilen für eine Hilfsorganisation spenden, die Geflüchtete unterstützt.
Das Ergebnis: Sowohl die einseitig kritischen als auch die Hasskommentare verschlechterten zunächst die Einstellungen der Teilnehmer gegenüber Geflüchteten: „Während die kritischen Kommentare vor allem die expliziten, also die bewussten Einstellungen beeinflussten, wirkten sich die Hasskommentare vor allem auf die impliziten, also die unbewussten Einstellungen aus.“
Wie stark die Kommentare anschließend auf das reale Leben wirken, zeigte sich an der Bereitschaft der Probanden, einen Teil ihrer Aufwandsentschädigung zu spenden: Die Gruppe, die neutrale Kommentare gelesen hatte, spendete im Durchschnitt 1,31 Euro. Diejenigen, die kritische, aber zivile Kommentare gesehen hatten, spendeten 86 Cent und die Gruppe, die Hasskommentare gelesen hatten, sogar nur 78 Cent.
„Hasserfüllte, aber auch einseitig-kritische Nutzerkommentare haben tatsächlich das Potenzial, negative Einstellungen zu verstärken, selbst wenn sich die Menschen dessen teilweise gar nicht bewusst sind“, so die Autoren. „Diese negativen Einstellungen äußern sich dann in entsprechenden Verhaltensreaktionen.“ Die Studie verdeutliche damit einerseits die Notwendigkeit eines konsequenten Vorgehens gegen Hasskommentare und andererseits die Dringlichkeit von Maßnahmen wie Gegenrede unter einseitig-kritischen Beiträgen.
Matthias Weber, Christina Koehler, Marc Ziegele und Christian Schemer: Online hate does not stay online – How implicite and Explicit Attitudes Mediate the Effect of civil Negativity and Hate in user comments on prosocial behavior, in: Computers in Human Behavior, 104. Kostenloser Zugang zur Studie bis zum 31.12.2019 unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0747563219304042?dgcid=author
Kontakt:
Jun-Prof. Dr. Marc Ziegele, Tel. (0211) 81-11568, marc.ziegele@hhu.de
Dr. Victoria Meinschäfer
Stabsstelle Presse und Kommunikation
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40225 Düsseldorf
Tel.: 49 211 81-13253
Fax: 49 211 81-15279
victoria.meinschaefer@hhu.de
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